Das Klima als Thema beim "Festival der Generationen" 2022

Auf Einladung der Stadt. Fridays for Future und Klimainitiative auf dem Podium

Die Stadthalle war nicht voll. Aber jenen, die da waren, lag das Thema am Herzen. Es ging um „Generationengerechtigkeit“ mit Blick auf das Klima. Der Dokumentarfilm "Aufschrei der Jugend", der junge AktivistInnen von Fridays for Future über zwei Jahre intensiv begleitet, war das Haupt-Event und daran anschließend gab es eine Podiums- und Publikumsdiskussion.

Die Veranstaltung war die Eberbacher Station des „13. Europäischen Filmfestivals der Generationen“, das aktuelle deutsche und internationale Spiel- und Dokumentarfilme präsentiert, die zum Dialog über zukunfts- und kommunalrelevante Themen einladen wie z. B. Alter/n, Demografischer Wandel, Klimawandel, Migration, Inklusion und gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Deshalb sind die Publikumsgespräche im Anschluss an die Vorführungen zentraler Bestandteil des Konzepts. Diese werden durch Fachexperten aus Praxis, Wissenschaft, Kommune und Politik moderiert. Der Film dient als Kommunikationsmittel, um ins Gespräch zu kommen und Fragen aufzuwerfen, wofür die ausgewählte Dokumentation viel Stoff bot, denn gezeigt wurde in Spielfilmlänge, wie und warum sich sehr viele und sehr junge Menschen für "Fridays for Future" engagieren und mit immensem Aufwand Demonstrationen und Aktionen planen.

Den Abend eröffnete die Kulturamtsvertreterin Frau Springer. Die sich an den Film anschließende Podiumsdiskussion wurde vom Eberbacher Klimaschutzmanager, Anton Fleischmann, moderiert und begann mit einem Statement von Judah Alze aus Mosbach, der für Fridays for Future sprach. Wegen seiner besonderen Leidenschaft geben wir dieses Statement unten in voller Länge wider (siehe grauer Kasten). Für die Klimainitiative Eberbach war der in Eberbach lebende Journalist Herbert W. Rabl auf dem Podium. Der fast 70-jährige betonte, dass die sogenannten Alten überall auf der Welt und eben auch in Eberbach in Pflicht stünden, soviel wie irgend möglich zu tun, um mit großen und kleinen Beiträgen dem Klimawandel entgegenzuwirken. Am besten sofort, so Rabl mit Blick auf sich selbst, jeden einzelnen in der Stadt und insbesondere auf städtische Unternehmen sowie die Stadt selbst. Nach reger Diskussion schloss der Klimabeauftragte der Stadt Anton Fleischmann den Abend mit der Feststellung, dass man in Eberbach die Zeichen der Zeit verstanden habe und dabei sei, Vieles in Sachen Klima umzusetzen und auf den Weg zu bringen.

Eine Liebeserklärung an die Welt 2. Version (Eberbach)

ein Statement von Judah Alze, Fridays for Future, Mosbach

Ich will mich an dieser Stelle auch wirklich bedanken dass ich heute hier sein darf und dass es diese Veranstaltung und solche Veranstaltungen generell, überhaupt gibt und geben kann. Danke.

T. S. Eliot schreibt
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer

Der Klimawandel ist eine Krise, die uns alle betrifft. Alle, die wir heute hier sind. Alle, die ganze Zeit und immer mehr.
Der Klimawandel ist ein Problem, das uns alle betrifft, aber gleichzeitig betrifft der Klimawandel nicht alle gleich. Nicht gleich stark. Nicht in gleicher Menge. An manchen Stellen gibt es einen Knall, an manchen Gewimmer.

An vieler Stelle sind es besonders die Menschen, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, die Menschen, die für die wenigsten Emissionen gesorgt haben – diese Menschen, die am stärksten betroffen sind, diese Menschen, deren Welt zugrunde geht. Das bedeutet besonders: Menschen in Entwicklungsländern, junge Menschen, sowieso marginalisierte Menschen, BiPocs, FINTA*s, Menschen mit Behinderungen, die Liste geht weiter.

Wir sehen es bei den Waldbränden und Rekordtemperaturen dieses Sommers, bei der extremen Trockenheit, bei den katastrophalen Fluten in Pakistan von denen mehr als 33 Millionen Menschen betroffen waren - ja, es eigentlich noch sind. Bei den Auswirkungen die zukünftig noch zu erwarten sind.

Länder, die sowieso weniger und weniger sichere Infrastruktur haben, sind stärker von Extremwetterereignissen und Gesundheitskrisen betroffen. Länder und Menschen, die über Jahrhunderte kolonial ausgebeutet wurden, haben weniger Ressourcen sich weiteren Herausforderungen - wie die Klimakrise sie mit sich bringt - zu stellen.

Auf diese Art geht die Welt zugrund,
Ein Rückgang der Bewohnbarkeit dieses Planeten über Generationen hinweg, ein Rückgang, der zuerst und überproportional den am stärksten ausgegrenzten Menschen schadet, den Ärmsten und Verwundbarsten, denen, die auch am wenigsten für die globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

Und das ist der Punkt an dem wir denken; ich will das nicht. Ich will nicht dass die Welt zugrunde geht. Ich will nicht dass die Welt zugrunde geht. Nicht mit einem Knall, nicht mit Gewimmer.
Das ist der Punkt an dem Klimagerechtigkeit beginnt.

Klimagerechtigkeit - die bedeutet sich gegen diese Ungerechtigkeiten zu stellen.
Klimagerechtigkeit - bei der es um mehr geht als -dagegen- zu sein.
Denn Klimagerechtigkeit bedeutet auch ethische und politische und soziale Fragen mit Klimaschutz zusammenzudenken.
Klimagerechtigkeit bedeutet Solidarität. Es bedeutet die Herausforderungen des Klimawandels gemeinsam zu tragen. So gemeinsam wie möglich.
Klimagerechtigkeit bedeutet zu den Menschen zu halten deren Leben, deren Welt bereits von der Klimakrise bedroht ist.
Klimagerechtigkeit bedeutet, dass Menschen höher stehen als Profite.
Klimagerechtigkeit bedeutet, dass endlich die Stimmen derer gehört werden, die am betroffensten von der Klimakrise sind.
Klimagerechtigkeit bedeutet Antirassismus. Klimagerechtigkeit bedeutet Frieden anstatt Krieg.
Klimagerechtigkeit bedeutet Bewusstsein über diese Katastrophe. Es bedeutet sich dem Ausmaß bewusst zu sein, zu wissen wie viel Zerstörung das hier bringen könnte. Es bedeutet zu wissen; auf diese Art könnte die Welt zugrunde gehen. Und Klimagerechtigkeit bedeutet Hoffnung zu haben. Hoffnung!
Klimagerechtigkeit ist: eine Liebeserklärung an die Menschen. Eine Liebeserklärung an die Welt!

Ich meine, schauen wir diese Welt an, dieses Leben, diese Schönheit, diese Imperfektion. Ich kann nicht anders als die Welt zu lieben. Die Menschen.
Ich kann nicht anders als zu wollen, dass alle Menschen heute und in der Zukunft auch die Möglichkeit haben zu lieben. Auch die Möglichkeit haben zu leben.

Und für Liebe müssen wir manchmal einstehen. Für Gerechtigkeit müssen wir manchmal einstehen. Für die Zukunft müssen wir manchmal einstehen.

Deswegen sind wir heute hier und deswegen demonstrieren wir - um unsere Liebe erkennen zu können und teilen zu können und dafür einstehen zu können. Für das Leben. Für die Hoffnung. Für die Zukunft,

Und dann, vielleicht,

Dann wird das Dunkel das Licht sein und die Stille der Tanz. Geraune fließenden Wassers, Wetterleuchten im Winter (T. S. Eliot)

Danke.