Warum 2035 so wichtig ist -
Sondersitzung des Gemeinderats am 18. März.

Der Gemeinderat wird am 18. März in einer Sondersitzung eine weitreichende Entscheidung treffen: Bis wann soll Eberbach klimaneutral werden? Die Klimainitiative möchte, dass Sie gut informiert sind und bietet Ihnen hier die Möglichkeit zu erfahren, warum eine Entscheidung für 2035 so wichtig ist. Sollten Sie Fragen haben, kontaktieren Sie uns gerne unter info@klimainiti2549ative-eb4477erbach.de .

Wir haben ein fixes CO2-Budget, das wir nicht überschreiten dürfen.

Wenn Sie Gas geben, fährt Ihr Auto schneller. Wird es zu schnell, gehen Sie einfach vom Gas, und es wird langsamer. Doch was wäre, wenn Ihr Auto einen Schalter hätte, der bei 100km/h umspringt? Sobald Sie einmal über 100 km/h fahren, fährt das Auto von alleine immer schneller, auch wenn Sie vom Gas gehen. Was würden Sie tun? Vermutlich würden Sie es vermeiden, schneller als 100 km/h zu fahren.

Das Klima unseres Planeten hat mehrere solcher Schalter. Sie nennen sich Kipp-Punkte. Wenn die Menge an Klimagasen in der Atmosphäre eine Grenze überschreitet, wird der Klimawandel immer schneller - auch dann noch, wenn wir aufhören, Klimagase zu emittieren. Deshalb müssen wir aufhören, bevor wir diese Grenze überschreiten. Die Menge von CO2, die wir bis dahin noch ausstoßen dürfen, lässt sich berechnen. Sie wird als CO2-Restbudget bezeichnet.

Dieses Budget ist nicht dehnbar. Stellen Sie sich einen Sack Mehl vor, von dem Sie jeden Tag ein Brot backen. Sie können ausrechnen, wie lange das Mehl reicht. Sie können sich auch entscheiden, seltener zu backen oder kleinere Brote zu backen, dann reicht das Mehl länger. Was Sie damit aber nicht ändern können ist, wieviel Mehl im Sack ist. Sie können sich nicht einfach aussuchen, dass Sie mehr Brote backen wollen als Mehl da ist. Wenn der Sack leer ist, ist er leer. Wenn das CO2-Budget leer ist, dann steigt die Gefahr, dass der Klimawandel wie das Auto ungebremste Fahrt aufnimmt. Vorher müssen wir klimaneutral sein. Mehr Details im Infokasten am Ende. Schauen wir uns an, wie lange dieses Budget reichen kann.

Wie lange kann das Budget reichen?

Wenn das Budget bekannt ist, wie kann es auf die nächsten Jahre aufgeteilt werden und was bedeutet das für die Zeit, die uns bleibt bis wir klimaneutral sein müssen? Ohne viel Nachdenken ergeben sich zwei einfache Möglichkeiten:

Variante 1

Wie lange das Budget in Variante 1 reicht, ist einfach zu verstehen. Sie kennen das vom eigenen Geldbeutel: Wenn Sie beispielsweise 110€ haben und jeden Tag 10€ ausgeben, ist nach 11 Tagen nichts mehr da. Wenn Sie das Geld in Form von 1€ Münzen auf dem Küchentisch nach Tagen einteilen, sieht das so aus (jeder grüne Punkt ist 1€):

Variante 2

Variante 2 ist etwas komplizierter. Wenn Sie 110€ haben, am Anfang 11€ verbrauchen und am Ende nur noch 1€ verbrauchen dürfen, für wieviele Tage reicht das Budget dann? Um dies herauszufinden, müssen Sie die Euro-Münzen auf dem Küchentisch nur neu ordnen. Für jeden Tag einen kleiner werdenden Stapel. Das sieht dann so aus wie im nächsten Bild. Wie zu erwarten war, reicht das Budget in diesem Fall länger.

Variante 2+

Es gibt noch eine andere Spielart von Variante 2. Anstatt gleichmäßig immer weniger zu verbrauchen, verbrauchen Sie am Anfang sehr schnell weniger. Damit ersparen Sie sich an den ersten Tagen einen Puffer, den Sie an den letzten Tage aufbrauchen können, so dass das Budget insgesamt noch etwas länger reicht. Allerdings wird der Anfang damit besonders anstrengend, weil Sie besonders schnell Ihre Ausgaben reduzieren müssen. Sortieren wir die Münzen zur Veranschaulichung noch einmal um:

Was wir hier ganz praktisch mit Münzen veranschaulichen, lässt sich auch mathematisch für beliebig große Zahlen lösen. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung hat auf diese Weise das CO2-Budget für Deutschland und damit auch für Eberbach auf die nächsten Jahre aufgeteilt. In seinem Umweltgutachten 2020 kommt er auf Seite 52 zu folgendem Ergebnis:

Diese Ergebnisse können Sie sich auch noch einmal von einem Mitglied des Sachverständigenrats in einem Video erklären lassen.

Fazit

Nur die Einhaltung unseres CO2-Budget garantiert unsere Chance, gefährliche, unumkehrbare Klima-Entwicklungen zu vermeiden. Dieses Budget basiert auf natürlichen Gegebenheiten und ist daher nicht dehnbar. Das Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen der Bundesregierung macht es sehr deutlich: Das Budget ist bis ziemlich genau 2035 aufgebraucht. Ab dann müssen wir klimaneutral sein. Jeder Versuch, den Zeitpunkt für die Klimaneutralität weiter in die Zukunft zu schieben als 2035, nimmt daher eine Überschreitung des Budgets und damit das steigende Risiko von Kipp-Elementen mit unwiederbringlichen Schäden für Natur und Menschen billigend in Kauf. Deshalb ruft die Klimainitiative Eberbach den Bürgermeister und alle Gemeinderäte auf, am 18. März für Klimaneutralität in 2035 zu stimmen. Lesen Sie auch unsere Pressemitteilung.

Von Kipp-Elementen, Temperaturgrenzen und CO2-Budgets...

Was steckt hinter den Schlagworten der Klimadiskussion?

Kipp-Elemente

Kipp-Elemente oder Kipp-Punkte sind Elemente im Klimasystem der Erde, die sich mit fortschreitender Erderhitzung nicht allmählich ändern, sondern plötzlich. Werden Sie überschritten, kommt eine Entwicklung in Gang, die sich nicht mehr umkehren lässt. Sie können sich das vorstellen wie überkochende Milch. Bis zu einer gewissen Temperatur wird sie immer wärmer und dampft nur. An einer Temperaturgrenze, dem Kipp-Punkt, verändert sich jedoch plötzlich etwas: Die Milch schäumt auf und kocht über. Das lässt sich auch durch Abdrehen des Herdes nicht wieder rückgängig machen. Beispiele für Kipp-Elemente finden Sie auf den Seiten des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Temperaturgrenzen: 1,5 Grad und 2 Grad

Die Gefahr, Kipp-Elemente auszulösen steigt grundsätzlich mit zunehmender Durchschnittstemperatur auf der Erde. Dabei gibt es Temperaturgrenzen, ab denen das Risiko deutlich zu nimmt. Das völkerrechtlich bindende Pariser Klimaabkommen legt diese Grenze im Einklang mit der Wissenschaft fest auf unter 2 Grad (besser 1,5 Grad) Erwärmung gegenüber der Durchschnittstemperatur vor Beginn der Industrialisierung (ca. 1850). Mehr zum Temperaturziel auf Wikipedia.

CO2-Budget

Je mehr CO2 ausgestoßen wird, desto weiter steigt die Temperatur an. Es besteht ein direkter Zusammenhang, anhand dessen der Weltklimarat (IPCC) auf Basis der weltweiten Klimaforschung ermitteln kann, wieviel CO2 weltweit noch ausgestoßen werden kann, bevor Temperaturgrenzen überschritten werden. Das ist das Budget, das uns noch zur Verfügung steht. Überschreiten wir das Budget, überschreiten wir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Temperaturgrenzen. Damit steigt das Risiko für Kipp-Elemente drastisch an. Die Höhe des Budgets basiert auf natürlichen Zusammenhängen und ist ebenso wenig verhandelbar wie die Jahreszeiten. Verhandelbar und beeinflussbar ist nur, wie das Budget aufgeteilt wird. Mehr Infos zum CO2-Budget finden Sie bei Wikipedia.